Während die Stimmen noch ausgezählt werden, sprechen die Medien von einem Patt. Schwarz-Gelb und Rot-Grün liegen in den Hochrechnungen gleichauf. Aber seien wir ehrlich: Da wird von zwei Blöcken gesprochen, die mit unterschiedlichem Personal letztendlich eine ähnliche Politik verfolgen.
Traurig ist das Abschneiden der EU- kritischen Alternativen Freie Wähler und DIE FREIHEIT. Noch liegt das vorläufige amtliche Endergebnis nicht vor. Nach dem derzeit bekannten Stand der Auszählungen liegt die erstgenannte Partei bei 1,1% und die zweite bei 0,3 %. Viel wird sich daran wohl nicht ändern.
Die Freien Wähler haben zunächst einiges richtig gemacht. Mit der Wahlalternative hatte man kompetente Mitstreiter gefunden. Zumindest in meiner Region war die Partei im Straßenwahlkampf trotz technischer Mängel (lesbare Plakate?) vertreten und wurde zumindest ab und an in den Medien genannt. Mit Torsten Jung oder Prof. Dr. Bernd Lucke hatte man vorzeigbare Kandidaten gefunden. Was der Partei noch fehlt, ist sowas wie ein inhaltlicher roter Faden. In der Beurteilung der EURO- Rettung hebt sich die Partei positiv von anderen Parteien ab. Ansonsten liegt ein programmatischer Mix vor, der so ähnlich auch vom Parteienblock CDUSPDFDPGrüne vertreten wird. Vielleicht mag es deshalb bereits im Vorfeld Debatten um eigenständige Wahlantritte der Wahlalternative gegeben haben.
Die Freiheit hatte nach der Berlin-Wahl immerhin zum zweiten mal den Antritt zu einer Wahl geschafft. Für eine kleine Partei ist das immerhin schon eine beachtliche organisatorische Leistung. Für einen flächendeckenden Wahlkampf hat es aber nicht gereicht. Schade, denn die Partei um René Stadtkewitz verfügt durchaus über gute Ansätze. Da ist zum einen der unermüdliche Einsatz Michael Stürzenbergers in Bayern zu nennen. Zum anderen umfaßt die Partei Leute, die verstanden haben, worum es eigentlich geht: Die Renaissance unserer Identität (vgl. den gleichnamigen Beitrag von Julien Wiesemann).
Nur wird man mit 0,3 % keinen wirklichen Beitrag leisten können. Das Grundübel der kleinen europaskeptischen Alternativen liegt immer noch darin, dass jede das Rad neu erfinden möchte anstatt ihren Beitrag zu einem größeren Ganzen zu liefern. Erst wenn man sich über Pseudo- Differenzen und taktische Spielereien hinwegsetzt, kann der Grundstein für aussichtsreiche Alternativen gelegt werden. Die Menschen in den vielen kleinen Gruppierungen sind inhaltlich nicht wirklich weit voneinander entfernt. Das wird umso deutlicher, wenn man einmal den Blick von oben auf die Parteienlandschaft wagt. Da sieht man einmal den gigantischen Parteienblock CDUSPDFDPGrüne. Und daneben sind die Alternativen fast mit der Lupe zu suchen. Die Verantwortlichen haben es in der Hand, die richtigen Schritte für eine Bündelung einzuleiten.